Christoph Lode / Daniel Wolf – Interview

Daniel Wolf
Quelle: Christoph Lode

Eliza: Lieber Christoph, vielen lieben Dank, dass Du Dich meinen Fragen stellst. Bevor wir auf deine Tätigkeit als Schriftsteller und Autor kommen, magst Du uns ein klein wenig Privates über Dich verraten? Wie sieht für Dich ein ganz normaler Tagesablauf aus?

Christoph: Ich fürchte, mein Tagesablauf ist nicht sonderlich spektakulär (lacht). Ich stehe recht früh auf und sitze manchmal schon um sieben, halb acht am Schreibtisch. Geschrieben wird meistens bis Mittag, dann esse ich eine Kleinigkeit und schaue dabei eine Folge meiner Lieblingsserie (aktuell »The Walking Dead«). Nachmittags schreibe ich mein restliches Tagespensum, das bei rund 1500 Wörtern liegt. In den Pausen entspanne ich mich, indem ich koche, Gitarre spiele, schwimmen gehe oder im Internet surfe – letzteres nimmt leider gerne mal überhand … Zwischen 16 und 18 Uhr lasse ich den Griffel fallen, die Abende verbringe ich mit meiner Partnerin.

Eliza: Was ist Dein Lieblingsrückzugsort im Alltag? Gibt es ein Ritual, welches Du gerne pflegst?

Christoph: Einen besonderen Rückzugsort habe ich nicht – am liebsten schreibe ich ganz langweilig in meinem Arbeitszimmer, das nach meinen Bedürfnissen eingerichtet ist und daher optimal meine Kreativität anregt. Schreibrituale sind mir fremd. Ich setze mich einfach hin und fange an. Allerdings muss ich dabei Kaffee trinken – viel Kaffee. Ohne Kaffee geht nichts (lacht).

Eliza: Hat Deine Familie Dich schon früh in Deinem Wunsch Autor zu werden unterstützt, oder welchen Traumberuf hattest Du als Kind?

Christoph: Als Kind hat mein Traumberuf gefühlt täglich gewechselt. Archäologe, Lehrer, Umweltschützer, Baggerfahrer, da war alles dabei. Der Wunsch, Schriftsteller zu werden bzw. mit dem Schreiben Geld zu verdienen, kam erst relativ spät, mit Anfang zwanzig. Vor der Familie habe ich das verheimlicht. Die Angst, dass aus dem Jungen nix Anständiges wird, wäre sicher gewaltig gewesen; dem wollte ich mich nicht aussetzen. Also habe ich erst einmal etwas einigermaßen Bodenständiges studiert.

Eliza: Mit Friesland begibst Du Dich auf komplett neues Terrain. Du lebst nicht an der See bzw. am Meer, wie kam es zu einer Friesischen-Saga?

Christoph: Ich habe sechs Jahre lang an der Fleury-Saga gearbeitet und viele tausend Seiten über Lothringen geschrieben. Es musste einfach etwas Neues her. Das mittelalterliche Friesland fasziniert mich schon lange, als Hintergrund für eine epische Historiensaga eignet es sich perfekt. Außerdem liebe ich Norddeutschland und das Meer.

Eliza: Der Epoche bleibst Du weites gehend treu, hat dir dies beim Konzipieren des Romans geholfen?

Christoph: Absolut. Bei der Arbeit an »Im Zeichen des Löwen« konnte ich auf vieles zurückgreifen, das ich für die Fleury-Saga recherchiert hatte. Beispielsweise das Alltagsleben im Mittelalter: Da ist vieles ähnlich und auf Ostfriesland übertragbar. Dasselbe gilt für die religiösen Aspekte, die in einem Mittelalterroman natürlich immer eine Rolle spielen.

Eliza: Auf was achtest Du besonders bei der Ausarbeitung deiner Figuren? Hast Du eine Lieblingsfigur?

Christoph: Am wichtigsten ist mir, dass eine Figur einen klar definierten Charakter und eine erkennbare »Stimme« hat: Wie denkt, spricht und fühlt die Figur, wie nimmt sie die Welt wahr, wie bewertet sie andere? Müsste ich eine Figur aus »Im Zeichen des Löwen« auswählen, die ich am liebsten mag, wäre dies wahrscheinlich Abbe Wilken Osinga, der Halbbruder der Hauptfigur Jann. Abbe leidet an einer Behinderung, aber das hält ihn nicht davon ab, sich mit Schläue und Witz durchs Leben zu schlagen.

Eliza: Wie verlief die Recherche zu deinem Roman? Ist etwas Unvorhergesehenes passiert oder hat sich auf einmal etwas ganz anders dargestellt?

Christoph: Ich habe viel Fachliteratur zu den historischen Hintergründen gelesen und mehrmals die Schauplätze in Norddeutschland besucht, um ein Gefühl für ihre Atmosphäre zu bekommen. Ein Namenforscher hat mich zu den altfriesischen Namen beraten. Am spannendsten war der Segeltörn auf der »Wissemara«, an dem ich im Spätsommer 2018 teilgenommen habe. Die Wissemara ist der originalgetreue Nachbau einer mittelalterlichen Kogge, sie liegt in Wismar. Bei der Fahrt habe ich viel über zwei zentrale Themen des Romans gelernt: Schiffsbau und Seefahrt im Mittelalter.

Eliza: Ein wenig Schwierigkeiten hatte ich zu Beginn es Buches mit den ganzen maritimen Fachausdrücken, ich stelle mir die Einarbeitung in dieses Thema sehr kompliziert und anstrengend vor oder wie hast du dies empfunden?

Christoph: »Anstrengend« ist kein Ausdruck (lacht). Die Thematik »Schiffsbau im Mittelalter« ist sehr speziell, die Detailfragen haben mich mitunter an meine Grenzen gebracht. Schwierig war außerdem, die nautischen und maritimen Begrifflichkeiten im Roman so zu präsentieren, dass sie auch für Leser*innen, die mit Seefahrt gar nichts am Hut haben, verständlich werden.

Eliza: Was ist dir besonders schwer gefallen bei diesem Roman? Gab es eine Szene, die Du nicht gerne geschrieben hast?

Christoph: Da gab es einige, das bleibt bei so einem umfangreichen Roman nicht aus. Schwierig finde ich Szenen, in denen die beteiligten Figuren komplexe und widersprüchliche Emotionen durchleben. So etwas glaubhaft, anschaulich und mit Fingerspitzengefühl zu beschreiben, ist nicht leicht; das ist mitunter harte Arbeit.

Eliza: Und was hat Dir besonders viel Spaß gemacht? Gab es vielleicht etwas was sich spontan ergeben hat und im Vorfeld nicht geplant war?

Christoph: Ich habe den Roman zwar im Vorfeld gründlich geplant, trotzdem bin ich beim Schreiben immer wieder von meinem Szenenplan abgewichen. Ein Storyboard ist ja keine Vorschrift, die man sklavisch einhalten muss. Es ist mehr ein Kochrezept. Wenn die spontane Idee besser schmeckt, nimmt man natürlich die. Ganz anders als geplant hat sich zum Beispiel die Liebesgeschichte entwickelt. Meine erste Idee hat nicht funktioniert. Ich musste in eine ganz andere Richtung gehen und mich viel mehr von den Figuren und ihrer Persönlichkeit leiten lassen.

Besonders viel Spaß hatte ich an sämtlichen Passagen, die in Lübeck spielen. Ich liebe diese Stadt und genieße es, sie im Roman zu beschreiben.

Eliza: „Im Zeichen des Löwen“ ist der erste Teil deiner neuen historischen Familiensaga, auf wie viele Bände dürfen wir Leser uns freuen? Schreibst Du schon fleißig am nächsten Band?

Christoph: Aktuell schreibe ich an Band II der Friesensaga. Es ist die Fortsetzung von »Im Zeichen des Löwen«; das Buch kann man aber – ähnlich wie bei den verschiedenen Romanen der Fleury-Saga – auch unabhängig von Band I lesen. Ob es einen Band III geben wird, kann ich noch nicht sagen.

Eliza: Dürfen wir uns auch noch über neue Literatur von Christoph Lode freuen?

Christoph: Anfang Mai kommt eine überarbeitete Neuausgabe meines Erstlings »Der Gesandte des Papstes« in den Handel, das Buch erscheint unter meinem bürgerlichen Namen. Auch von meinem Zweitling »Das Vermächtnis der Seherin« wird es eine Neuausgabe geben. Als Christoph Lode werde ich außerdem einen Gegenwartskrimi schreiben, er wird voraussichtlich nächstes oder übernächstes Jahr erscheinen.

Eliza: Was möchtest Du uns Lesern mit auf dem Weg geben? Bzw. was wolltest Du uns schon immer mal sagen?

Christoph: Ich bin kein Guru, ich fühle mich nicht berufen, anderen die Welt zu erklären (lacht). Lest meine Bücher. Darin steht alles, was ich zu sagen habe.