Eliza’s Bücherparadies: Schriftsteller wird man nicht, weil man eine Lehre oder Ausbildung gemacht hat. Wie kam es bei Ihnen dazu?
Annette Hennig: Ich habe schon immer gerne Geschichten geschrieben und erzählt, seien es Urlaubsberichte, Urlaubsgeschichten oder später dann Geschichten über kleine Monster, alte Ritter mit Helm und Lanze, von denen ich unserem Sohn erzählte. Dann geriet mein schönes Hobby etwas in Vergessenheit, als wir ein Haus bauten und andere Dinge den Vorrang hatten. Als unser Sohn auszog, war mit einem Mal Zeit vorhanden, von der ich zuvor nur träumen konnte. So erinnerte ich mich an meine „alte“ Leidenschaft und begann wieder mit dem Schreiben. Dann ging alles sehr schnell. Ich setzte meinen großen Traum – einmal einen so schönen Roman zu schreiben, wie meine Lieblingsschriftsteller -, in die Tat um und Dank des noch jungen Veröffentlichungsweges „Self Publishing“, veröffentlichte ich meinen Debütroman „Agnes Geheimnis“ nach 19 Monaten Schreibzeit, Überarbeitungszeit, Zeit des Zweifelns…
Eliza’s Bücherparadies: Ein Roman basiert meistens auf einer Idee. Wie ist dieser Roman entstanden?
Annette Hennig: Meine Romanideen kommen meist im Urlaub oder auf Ausflügen, manchmal auch, wenn ich mich über den wöchentlichen Bügelkorb hermache. Ich lese viel im Genre Familiensaga, und da lag es nahe, auch in dieser Richtung den eigenen Roman anzusiedeln.
Eliza’s Bücherparadies: Die Handlung in einem Roman ist sehr wichtig, beschreiben Sie bitte die Entwicklung von dem Plot zu diesem Buch.
Annette Hennig: An erster Stelle steht eine Idee, die ist aber noch sehr vage. Meist habe ich nur ein einziges Bild vor meinem Auge. Bei „Floras Traum vom roten Oleander“, war es die Villa an der Ostsee und ich saß im Urlaub auf einer Bank neben einem Kübel mit rotem Oleander. Ich weiß, das klingt abenteuerlich, es geht mir aber immer so. Wenn sich dann diese Idee festgesetzt hat und nicht mehr aus dem Kopf will, dann spinne ich sie weiter. Bis zu einem Punkt, wo ich mir nicht mehr alles im Kopf merken kann. Dann bleibt das Bügelbrett stehen, die Bank verwaist, und ich starte den Laptop. Es folgt ein Exposé, sehr ausführlich, so wie es keine Agentur, kein Verlag abnehmen würden. Aber ich brauch das so ausführlich. Später arbeite ich die Charaktere aus, es folgen Kapitelstrukturen und meist habe ich gleich am Anfang Prolog und auch Epilog schemenhaft, im Kopf. Niemals fange ich jedoch mit dem Schreiben an, ohne einen vorläufigen Buchtitel zu haben. Das geht bei mir überhaupt nicht. Und nur einmal hat dieser Arbeitstitel sich bisher geändert. Nun wird erst einmal geschrieben, die Phase des Schreibens dauert nicht allzu lange. Die erste Überarbeitung dauert wesentlich länger, bevor eine zweite Überarbeitung kommt, lesen meine Testleser. Nach der zweiten Überarbeitung geht das Manuskript ins Lektorat. Die Überarbeitung danach ist nicht mehr allzu aufwendig. Zum Schluss dann das Korrektorat und danach ist es geschafft… Ein wunderbarer Augenblick! Alles in allem dauert es von der Idee bis zum fertigen Buch gut 7 Monate, manchmal auch länger.
Eliza’s Bücherparadies: Die Recherche ist für einen Roman sehr wichtig, was können Sie mir dazu verraten?
Annette Hennig: Recherche ist ohne Frage sehr wichtig. Es gibt nichts Schlimmere, als ein Buch bei dem schlecht recherchiert wurde. Die geschichtlichen Eckdaten müssen unbedingt stimmen, Orte und Länder kann man nicht beschreiben, wenn man sich nicht wenigstens informiert hat. Freilich reise ich nicht in jedes Land, in denen meine Romane spielen, dazu fehlt mir die Zeit, da ich ja noch im Hautberuf arbeite. Jedoch achte ich darauf, dass meine Geschichten möglichst dort angesiedelt sind, wo ich schon einmal war. Aus diesem Grund sind die Schauplätze meiner Romane meist Frankreich, Deutschland und hier ganz speziell die Ostsee. Einer meiner Romane spielt in Argentinien. Dort war ich noch nie und die Recherche über das Land hat viel Zeit in Anspruch genommen, doch ich war fasziniert und habe mir ganz fest vorgenommen, dieses Land in den nächsten Jahren zu bereisen. Dann, wenn ich meine Flugangst eventuell überwunden habe. 🙂
Eliza’s Bücherparadies: Wie viele Fach- und Schachbücher haben Sie für diesen Roman gelesen, um den Background der Geschichte abzudecken?
Annette Hennig: Für „Floras Traum vom roten Oleander“ habe ich wenig Fachliteratur gelesen, dafür umso mehr das Internet bemüht. Ich habe Filme aus dieser Zeit geschaut, um mich in die 1940iger Jahre versetzen zu können. Über den 2. Weltkrieg habe ich schon zuvor, beim Entstehen meiner ersten Romantrilogie, viel gelesen, was mir bei „ meiner Flora“ dann wieder zu Gute kam.
Eliza’s Bücherparadies: Haben die Schauplätze in Ihren Romanen immer reale Vorbilder, und wenn ja, haben Sie diese auch besucht? Gab es etwas Lustiges auf einer Recherchereise, dass Sie uns verraten möchten?
Annette Hennig: Die Schauplätze haben immer reale Vorbilder und meist war ich auch an den Orten des Geschehens, aber nicht immer. Lustige Begebenheiten gibt es immer wieder. An eine von ihnen erinnere ich mich besonders gut und irgendwann wird diese kleine Szene auch mal in einen meiner Romane einen Platz finden: Mein Mann und ich gingen auf der Insel Rügen von unserem Hotel zum Strand hinunter. Am Strandabgang des Hotels, der mit Holzbohlen ausgestattet und durch den feinen Sand sehr rutschig war, überholte uns eine ältere Dame, lief behände an uns vorbei, kam wenige Meter vor uns ins Straucheln und fiel zu Boden. Das ist nun überhaupt nicht lustig! Wir waren furchtbar erschrocken. Mein Mann sprang zu ihr und wollte ihr auf die Beine helfen. Da erklang hinter uns die Stimme eines älteren Mannes, der sich später als der Ehemann der alten Dame entpuppte: „Lassen`se nur, junger Mann! Die steht von alleine wieder auf! Das geht am besten, wenn niemand hilft!“ Ich schaute den älteren Herrn ganz entgeistert an. Aber er meinte es offensichtlich todernst, zuckte mit keiner Wimper. Mein Mann half der Dame, trotz des Verbots, auf die Beine. Wir haben das Ehepaar in den darauffolgenden Tagen noch oft im Hotel getroffen, wie sie in herrlicher Eintracht frühstückten und Hand in Hand die Promenade entlang spazierten. Schien uns der alte Herr auf den ersten Blick sehr herzlos, so wurden wir eines Besseren belehrt. Er hatte seine harschen Worte nicht so böse gemeint, so wie sie bei uns angekommen waren. Tja, „alte Ehepaare“ eben.
Eliza’s Bücherparadies: Haben Sie persönlich eine Lieblingsfigur in diesem Roman?
Annette Hennig: Das ist schwer zu beantworten. Ich habe die Figuren mit ihren Fehlern und Schwächen, ihren Leidenschaften und ihren Stärken ja selbst erschaffen. Und doch, ja, Heinrich liegt mir sehr am Herzen. Mit Flora hatte ich manches Mal oft meine Not. Einfach hat sie es mir nicht gemacht, meine Flora. Trotzdem mag ich sie auch. Doch Heinrich, dieser herzensgute Mann, steht mir näher. Und Wilhelm vielleicht noch. Wilhelm hatte lange keinen eindeutigen Charakter. Er war lange Zeit blass und ich musste sehr an ihm arbeiten, dass er Farbe bekam. Sowas verbindet 🙂 .
Eliza’s Bücherparadies: Entwickeln sich die Figuren immer so wie man es geplant hat? Oder haben die Figuren manchmal ein Eigenleben?
Annette Hennig: Ja, meine Figuren entwickeln sich immer wie von mir geplant, zumindest in ihren Grundeigenschaften. Da lasse ich ihnen keinen Spielraum. Kleine Marotten u.ä. , von denen ich am Anfang der Geschichte noch nichts weiß, können sich einstellen, die sind willkommen. Aber an grundlegenden Dingen ändert sich nichts, was ich nicht am Anfang schon eingeplant hätte.
Eliza’s Bücherparadies: Wann zieht man eine Fortsetzung in Betracht, von Anfang an oder erst später?
Annette Hennig: Das ist sicher bei jedem Autor ein wenig anders. Ich weiß von Anfang an, ob es eine Fortsetzung geben wird, ob es zwei oder drei Teile werden oder gar eine ganze Reihe. Ich kann nicht mit dem schreiben beginnen, ohne den großen Überblick zu haben.